Wie seid ihr zum Nähen, Stricken, Häkeln oder welcher Handarbeit auch immer gekommen? Ich höre (oder lese) brennend gern, wie sich bei anderen der Weg zu ihrem Hobby gestaltet hat. Daher fand ich Anjas (alias Crema Catalana) Idee, eine Blogparade unter dem Motto „Eine Handarbeitserinnerung, die mich beeinflusst hat“ zu starten, eine irrsinnig tolle Anregung.
Bei mir waren Handarbeiten schon immer präsent. Meine Oma hat gestrickt und hatte sogar eine Strickmaschine, sodass früher nicht nur wir Kinder, sondern auch die Nachbarn und jeder, der Lust hatte, mit selbst gestrickten Pullovern ausgestattet wurde. Meine Kindheit habe ich quasi in selbst gestrickten Socken und Puschen verbracht. Meine Tante hat gehäkelt und in der Schule hatten wir noch das Fach Handarbeiten. Am meisten beeinflusst haben mich in Sachen Handarbeit aber tatsächlich ein Junge und ein Mann.
Ungeduld und Lob – Triebfedern für die Kreativität?
In meiner Familie war es nicht leicht, es anderen recht zu machen, noch weniger in meinem Fall. Handarbeiten waren für mich daher immer mit der Angst verbunden, etwas falsch zu machen und dafür ausgeschimpft zu werden. Echte Kreativitätskiller also. Dass ich trotzdem irgendwann wieder zum Selbermachen zurückgefunden habe, ist vor allem zwei Schlüsselerlebnissen zu verdanken.
Ein Junge mit Liebe zur Handarbeit
Eines davon habe ich im Handarbeitsunterricht erlebt. Mädchen und Jungen haben gleichermaßen Handarbeiten und Werken gelernt. Während ich bei meinen ersten Stickversuchen im Alter von sechs Jahren wie immer viel Ungeduld und zittrige Finger hatte, gab es einen Klassenkameraden, den das Sticken, Annähen von Knöpfen und Co. so fasziniert hat, dass er sich von keinem schief Stich, keiner schrägen Naht und keinem dummen Kommentar aus der Ruhe bringen lassen hat.
Er hat es geliebt, mit der Nadel in der Hand minutenlang still und in sich selbst vertieft dazusitzen und sich einfach nur auf das zu konzentrieren, was er gerade zwischen den Fingern hielt. Mich hat das immer sehr beruhigt und tatsächlich habe ich dadurch den Mut gefunden, mich von Ungeduld und Angst davor, nicht perfekt zu sein, nicht von dem abhalten zu lassen, was mir Spaß macht – und zwar vollkommen unabhängig davon, wie das Ergebnis ausfallen wird. Noch heute denke ich gern an den verträumten Blick dieses Jungen zurück.
Taschen-Upcycling als Handarbeitserinnerung
Ein zweites einschneidendes und lebensveränderndes Erlebnis war Nähunterricht mit einem männlichen Lehrer. Auch wenn Handarbeiten für Jungs und Mädchen gleichermaßen auf dem Plan stand, waren männliche Lehrer Mangelware und Männer und Handarbeiten etwas, was auf den ersten Blick nicht zusammenpassen mochte.
Anerkennung für jede schiefe Naht
Umso überraschender war es, dass wir das Nähen an der Nähmaschine tatsächlich bei einem Lehrer statt einer Lehrerin gelernt haben. Ein witziger Typ, der immer ein Lachen auf den Lippen hatte und in ernsten Situationen stets die richtigen Worte fand. Ausführlich fiel der Nähunterricht nicht aus, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass wir eine Tasche aus Stoffresten genäht haben. Jede noch so schiefe Naht fand Lob und Anerkennung. Das Tun war nicht von kritischen Stimmen, sondern lustigen Momenten begleitet.
Mich hat das sehr geprägt, denn das war der Moment, in dem ich erkannt habe, das allein das Tun zählt. Ich habe erkennt, dass Angst vor dem Scheitern die Kreativität nicht bremsen muss. Und ich habe gelernt, dass jedes Ergebnis einen Wert hat und genau dieser Wert zählt, nicht die Fehler, die wir auf dem Weg vielleicht machen mögen.
Was diese Handarbeitserinnerung für mich bedeutet
Heute sind viele meiner Nähte schief. Meine Versuche, Socken zu stricken, ziehen sich bereits über Jahre hin. Häkeln kann ich nicht. Meine Angst davor, zu schlecht zu sein, um meine Kreativität auszuleben, musste ich beim Zeichnen noch in einem Kurs überwinden. Aber, ich habe ein Gehirn, das einfach nicht anders als kreativ sein mag, das Worte liebt, das beim Anblick von Pinsel und Farben Funken sprüht.
Ich habe Finger, die keinen Stillstand kennen, eine Wohnung voller Stoffe und Fäden, Nadeln, Maschinen, Farben, Pinseln, Papier und Paletten – und vor allem voller Ideen. Meine Funken dürfen heute sprühen. Meinem Kind habe ich beigebracht, dass nur das Nichtstun zu keinem guten Ergebnis führen kann und allein das Tun der Weg zum Ziel ist. Gemeinsam verbringen wir viele schöne Stunden bei der Handarbeit oder bei Kreativem.
Ich hoffe von Herzen, meinem Kind auf diese Weise eine Handarbeitserinnerung mitgegeben zu haben, die das Sein prägt. Eine Erinnerung, die noch für viele erinnerungswürdige Momente sorgt und die Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten und Ideen schenkt.