Juuuuuhhh! Mein Nähblog hat Geburtstag. Doch nicht nur das! Auch das eigentlich zunächst als einjähriges Projekt geplante Nähen statt Kaufen hat nun schon das fünfte Jahr hinter sich! Fünf Jahre, in denen ich die Kleidung für mich und für mein Kind (der mittlerweile stolzer Teenie ist) nun schon fast komplett selber nähe. Ich nutze die Gelegenheit und nehme euch mit auf eine kleine Zeitreise. Natürlich verrate ich euch auch, ob und in welchen Fällen ich beim Nähen statt Kaufen doch mal Ausnahmen gemacht habe.
Genau vor fünf Jahren bin ich in ein shoppingfreies Jahr gestartet. Shoppingfrei, was Kleidung angeht, nicht Stoffe oder Nähzubehör. Die braucht man natürlich, wenn man sich die Kleidung selber nähen möchte. Dabei versuche ich allerdings, mit so viel Bedacht wie möglich vorzugehen und wirklich nur die Stoffe zu kaufen, die ich brauche. Außerdem werden Reste hier gnadenlos weiterverarbeitet und ich versuche, Stoffe bis zum letzten Schnipsel aufzubrauchen.
Warum ich Kleidung nähe statt kaufe
Ich habe schon als Kind die erste Bekanntschaft mit der Nähmaschine gemacht. In meiner Grundschulzeit hatte ich einen sehr coolen Lehrer, der mit uns eine Tasche genäht hat. Ich kann mich heut noch erinnern, wie stolz ich war, als ich das Stück in den Händen hielt!
Bis ich selbst eine Nähmaschine hatte, hat es aber noch viele Jahre gedauert. Angeschafft habe ich sie mir, wie so viele andere auch, als mein Sohn auf der Welt war und ich die ersten Hosen für ihn zaubern wollte. Den absoluten Schlüsselmoment zum nähen statt kaufen hatte ich aber, als ich mit meinem Kind gerade Kinderklamotten kaufen wollte. Junior war zu der Zeit ungefähr acht Jahre alt und hat ein Shirt mit einem super süßen, glitzernden Aufdruck gesehen. In der Mädchenabteilung. Leider war ihm zu dem Zeitpunkt schon bewusst, dass es Unterschiede zwischen Mädchen- und Jungenkleidung gibt und beide fein säuberlich voneinander getrennt sind (kann mir bitte mal jemand erklären, was da bei Kindern unter Teenie-Alter der Unterschied sein soll???!). Wir kommen also in die Jungenabteilung und sehen vor uns: ein Meer an Schwarz, Grau und Blau. Glitzeraufdrucke? Weit gefehlt. Mein Kind war so gefrustet, dass er in Tränen ausgebrochen ist. Keine zwei Tage später haben wir im Bastelgeschäft eine ähnliche Situation gehabt – super süße Bastelsets ausschließlich in Rosa. Da hatte ich endgültig die Nase voll und habe beschlossen, zumindest was Kleidung betrifft, nicht mehr bei der „Mädchen tragen Rosa und Jungen Blau“-Gleichschaltung mitzumachen.
Ich wollte meinem Kind seine eigene Kreativität und Liebe zu Farben lassen. Seitdem sucht er sich die Stoffe aus und ich nähe ihm daraus, was er braucht. Natürlich soll er auch diesbezüglich wählen dürfen, deshalb frage ich ihn in regelmäßigen Abständen, ob er Kleidung lieber fertig kaufen möchten. Bisher fiel die Antwort aber glücklicherweise fürs Nähen aus. Ausnahmen mache ich mittlerweile, darüber erfahrt ihr weiter unten aber mehr.
Passende Kleidung und schmeichelnde Stoffe
Natürlich ist dies nicht der einzige Grund fürs Nähen. Ich selbst habe noch nie wirklich gern Kleidung gekauft, sondern fand es immer frustrierend. Entweder passte die Kleidung super, aber der Stoff war furchtbar oder Stoff und Farbe stimmten, aber mein Körper wollte so gar nicht in den Schnitt passen. An Shoppen ohne Frust, ohne das Gefühl, dass mein Körper einfach viel zu groß und schwer für die Modewelt (und damit auch die Gesellschaft) ist, kann ich mich nicht erinnern.
Selber Kleidung zu nähen ist da wie eine kleine Therapie. Plötzlich habe ich meinen Körper schlicht und ergreifend in seinen eigenen Proportionen und Maßen kennengelernt und bequeme, passende Kleidung im Schrank gehabt, in der ich mich rundum wohlfühlen kann. Ein echter Gamechanger fürs Selbstbewusstsein!
Ein Veto gegen Fast-Fashion
Ein weiterer Punkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Kleidung nähen im Übermaß? Klar kommt da bei manchen Hobby-Nähern und Hobby-Näherinnen auch vor. Mir fehlt dafür schlichtweg die Zeit. Natürlich gibt es auch beim Nähen Fails, aber viele Kleidungsstücke entstehen nach bewährten Schnittmustern und irgendwann hat man auch heraus, wie man Schnitte, Blusen, Hosen und Co. anpassen muss, damit sie perfekt passen. Die selbst genähte Kleidung sitzt im Endeffekt nicht nur gut, sondern ist auch qualitativ nicht mit Kleidung der großen (preiswerteren) Modegeschäfte zu vergleichen und hält in der Regel jahrelang.
Ein weiteres Plus: Selbst Kleidung, die wir nicht mehr tragen, zum Beispiel, weil der Junior rausgewachsen ist, ist noch so gut in Schuss, dass wir sie spenden oder aber daraus wieder etwas Neues zaubern.
Das kennt bestimmt jede Mutter! Wenn die Kids aus den niedlichen T-Shirts rauswachsen, die man mit viel Liebe genäht hat, stellt sich unweigerlich ein Gefühl von Nostalgie ein. Ich habe die schönsten und mit schönen Erinnerungen verbundenen T-Shirts vom Murkel deshalb zu einem T-Shirt-Quilt verarbeitet.
Das Ergebnis ist, wie so oft beim Nähen, sicher nicht perfekt. Aber der Sohnemann liebt das Teil abgöttisch und macht es sich nun im Teenie-Alter täglich damit auf seinem Schreibtischstuhl bequem. Nähen ist für uns deshalb immer auch ein Stück gemeinsame Erinnerungen schaffen.
Mit dem Nähen wachsen
Fünf Jahre – eine einstellige Zahl – klingen für mich gerade gar nicht so viel. In dieser Zeit ist aber wahnsinnig viel passiert und ich denke oft darüber nach, wie spannend es ist, dass Hobbies wie das Nähen doch die Persönlichkeit prägen. Ich wollte nicht nur nähen, wie ich es gelernt habe, sondern viel tiefer in das Thema eintauchen, mehr lernen. Daher habe ich, als ich (wieder) intensiver mit dem Nähen begonnen habe, erst einmal einen 18-monatigen Nähkurs gemacht. Danach hatte ich nicht genug, also habe ich neben Vollzeitjob als selbstständige Online-Redakteurin hier in Spanien noch einen Master in Modedesign und Schnittkonstruktion gemacht. Eine echte Herausforderung, denn mittendrin kam die Pandemie und mit ihr monatelanger Schulausfall.
Zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung
Ich hatte wahnsinnig Glück, dank meiner Selbstständigkeit sind mir keine Jobs weggebrochen, eher das Gegenteil. Freelancer, die ortsunabhängig arbeiten, wurden gefragter denn je. Aber es galt, Vollzeit-Homeoffice und Vollzeit-Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Unterricht per Zoom und Co. gab es bei uns nicht, dafür die Herausforderung, mein Kind mit chronischer Erkrankung zu schützen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass das Gefühl einer glücklichen Kindheit nicht leidet.
Sechs Wochen lang herrschte komplette Ausgangssperre, raus durfte man nur zum Einkaufen und das auch nur im nächstgelegenen Supermarkt. Die Kinder durften weder nach draußen noch ins Treppenhaus oder auf die Dachterrasse, die in Barcelona viele Häuser zur gemeinschaftlichen Nutzung hatten. Von März bis September viel die Schule komplett aus. Danach stiegen die Fallzahlen massiv an, sodass wir wegen der Krankheit des Kindes mit der Schule vereinbaren konnten, dass er sicherheitshalber zu Hause lernen darf, sobald es einen Fall in der Klasse gab.
Wir hatten in dieser Zeit wahnsinnig viel Glück, denn wir haben einen Balkon und haben dort viel Zeit verbracht. Doch auch das Nähen und gemeinsames Basteln sehr geholfen. Mit unserem selbst genähten Plüschball und beim Spielen mit Murmeln sind ganze Nachmittage wie im Flug vergangen.
Als die Pandemie vorbei war und wir wieder fest im normalen Alltag, kamen neue Veränderungen. Nachdem ich meinen Master im Modedesign bestanden hatte, fing ich an, selbst Schnittmuster zu entwickeln, die ich zeitweise auch zum Verkauf angeboten habe, bis sich in meinem Hauptberuf als Online-Redakteurin plötzlich ganz neue Chancen eröffnet haben und ich mich für eines von beiden entscheiden musste. Gar nicht so einfach, wenn man viele Leidenschaften hat…
Obwohl ich keine Schnittmuster mehr zum Verkauf anbiete, bleibt mein Nähblog erhalten. Meine Kleidung möchte ich auch in Zukunft selbst nähen und stelle euch natürlich auch die tollen Designs und Schnitte vor, die ich dabei entdecke!
Ausnahmen vom Nähen statt Kaufen
Nähen statt Kaufen – mit diesem Motto ging mein Nähblog an den Start. Das ist natürlich nicht zu 100 % durchzuhalten und die Maßgabe hatte ich mir auch gar nicht gesetzt. Nähen, was machbar ist, lautet dabei vielmehr mein Credo und dabei bin ich bis jetzt geblieben, vielleicht sogar ein bisschen flexibler geworden.
Für mich war das Nähen statt Kaufen ein Experiment. Gestartet habe ich es mit einer einfachen Haushaltsmaschine, einer sehr schlichten Singer mit Basisfunktionen. Sie ist mir bis heute treu geblieben und ich staune immer wieder, was sich mit ihr alles umsetzen lässt. Woran sie dann aber doch oft scheitert, sind sehr dicke Schichten aus festen Stoffen. Daher kaufe ich Winterjacken, Jacken für das Kind und Jeans aus herkömmlichem Jeansstoff statt sie zu nähen. Jacken für mich nähe ich ebenso wie Jeans aus leichten oder dehnbaren Stoffen.
Ausnahmen mache ich mitunter auch bei Unterwäsche, auch dort aber nur selten. Unterwäsche für das Kind beispielsweise nähe ich aus Jerseyresten selbst.
Ich bin gespannt, wohin mich meine Nähreise noch führen wird und freue mich sehr, wenn ihr mich auch weiterhin dabei begleitet! Mehr aus Näh- und Familienalltag findet ihr übrigens auch auf meinem Instagram-Account Sabrinamanomania.
Das ist wirklich sehr interessant, mal so ein Überblick. Jaja. Jungs und Mädchenabteilung das kenne ich auch. Mit drei hat sich mein Sohn sein erstes Kleidungsstück selbst ausgesucht – ein rosa Hello Kitty Kleid oder Nachthemd bei tchibo. Er hat es aber als Kleid getragen und noch im Laden angezogen.
Aber etwa ab 4 Jahren trug er es nur noch zu Hause und nicht mehr in der Kita, weil ihm da aufgefallen ist, dass es eigentlich für Mädchen war. Er trug es dann noch bis er 6 oder 7 war zu Hause. Dann waren die Löcher so groß, dass es nicht mehr ging.
Es lagert jetzt in der Schatzkiste, die wir für besondere Erinnerungsstücke haben.
Völlig verrückt, wie viel Einfluss Kita und Co. haben können und wirklich schade, wenn sich die Kinder, egal ob Jungs oder Mädels, nicht einfach so kleiden können, wie es ihnen gefällt. Ich finde es aber sehr schön, dass dein Sohn immerhin zu Hause einen Ort hatte, wo er sich offenbar wohl und sicher fühlt und das tragen konnte, was ihm gefiel. Bei Spielzeugen hatten wir solche Dramen leider auch. Ich kann mich noch gut an dicke Tränen erinnern, als meiner irgendwann realisierte, dass Bastelmaterialien, die schick in rosa Glitzer verpackt sind, eigentlich an Mädchen adressiert sind. Ich durfte die dann zwar kaufen, musste aber an der Kasse laut und deutlich sagen, dass das ein Geschenk für jemand anderen ist und es bitte verpackt werden soll. 😉