Schon ewig wollte ich mir einen gefütterten Mantel nähen. Doch anfangen bei der Suche nach dem passenden Material über das Futter bis hin zum Schnittmuster war es gar nicht so einfach, das Richtige zu finden. Wie es mir am Ende doch gelungen ist, meinen wunderbar warmen Traum-Wintermantel in den Händen zu halten, möchte ich euch heute unbedingt erzählen.
Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir einen Mantel zu nähen. Lange habe ich nach passenden Stoffen gestöbert, Schnitte gesucht, um dann doch immer wieder zu zögern. Irgendwann ist mir dann bei einem Deadstock-Händler ein italienischer Stoff aus reiner Wolle in die Hände gefallen. Ich war hin und weg! Doch schnell war klar, dass der Stoff zwar zauberhaft ist, aber zu dünn, um den Mantel ohne Futter zu nähen. Was ich außerdem auf jeden Fall wollte, war ein natürlicher Futterstoff und ein Zwischenfutter ohne Polyester-Anteil.
Futterstoff und Zwischenfutter aus natürlichen Materialien
Die Wahl für den Futterstoff ist auf reine Baumwolle gefallen – und zwar in Orange. Der Mantelstoff selbst ist braun und hat ein ganz dezentes Karo-Muster in Orange-, Gelb- und Blautönen. Damit ist der orange-farbene Baumwollstoff die perfekte Farbkombi.
Ich möchte euch aber auch die Nachteile des Futterstoffes nicht verschweigen. Viele Futterstoffe sind aus Polyester oder enthalten einen hohen Polyester-Anteil, der sie schön glatt macht. Damit rutscht man automatisch leichter in den Mantel hinein, während Baumwolle etwas Widerstand bieten kann. Für mich persönlich überwiegen die Vorteile von Baumwolle, das muss aber jeder ganz nach persönlichem Tragegefühl für sich entscheiden.
Das Zwischenfutter ist ebenfalls aus reiner Baumwolle. Ich habe zunächst das Zwischenfutter mit dem Oberstoff verbunden, es also mit denselben Maßen wie den Oberstoff auch zugeschnitten. Beim Futterstoff dagegen habe ich im Rücken an der Stelle der hinteren Mitte bzw. des Stoffbruchs 2 cm hinzugefügt, um dort eine Bewegungsnaht nähen zu können.
Das Schnittmuster und nötige Anpassungen
Das richtige Schnittmuster für meinen Mantel zu finden, war nicht einfach. Da mein Mantel nicht nur mit Futter, sondern auch mit Zwischenfutter ausgestattet werden sollte, habe ich einen Schnitt gesucht, der sich einfach anpassen lässt. Zugleich sollte er aus nur wenigen Teilen bestehen, um kein Karo-Chaos zu haben.
Ich war schon kurz davor, mir selbst einen Schnitt zu erstellen, als ich beim Durchblättern meiner burda easy Hefte auf einen Regenjacken-Schnitt (Ausgabe 05/20) gestoßen bin. Mit einem Mantel hat dieser Schnitt auf den ersten Blick wirklich nichts gemeinsam. Beim genauen Hinsehen zeigte sich aber, dass er genau so geschnitten ist, wie ich mir das gewünscht habe. Er hat wenige Schnitteile, lässt sich einfach anpassen, hat die perfekte Länge und bietet einen schlichten Grundschnitt mit Kapuze.
Ein Futter ist bei diesem Schnitt nicht vorgesehen. Das Schnittmuster dafür lässt sich aber bei einem derart schlichten Schnitt leicht erstellen. Ich habe einfach, wie oben schon beschrieben, in der hinteren Mitte 2 cm für die Bewegungsfalte eingeplant. Den Ausschnitt habe ich um den Beleg gekürzt, Ärmel und Saum habe ich ebenfalls gekürzt – und zwar um die Zentimeter, die der Saum nach innen umgeschlagen wird. So bin ich außerdem an den Kanten der Vorderteile vorgegangen, die ich statt mit einem Reißverschluss mit Druckknöpfen ausgestattet habe.
Oversize Mantel nähen – bequem und trendy zugleich
Da ich mir einen Oversize-Mantel gewünscht habe und nicht sicher war, ob das Schnittmuster Platz für das Zwischenfutter bietet, habe ich es um eine Größe vergrößert. Im Nachhinein wurde mir klar, dass das nicht nötig gewesen wäre. Trotzdem bin ich glücklich damit, denn nun habe ich endlich einen Mantel, der an den Schultern nicht spannt und unter den ich auch dicke Pullover ziehen kann, ohne dass es zwickt und drückt.
Bislang habe ich nur wenige Jacken und Mäntel gefunden, in denen ich mich im Winter rundum wohl fühle. Dieser neue Mantel bringt für mich aber die perfekte Mischung zwischen hochwertigem Stoff, schöner, schlichter Farbe und einem maximalen Maß an Bequemlichkeit mit sich.