Jeans nähen hat viele Vorteile: Du kannst sie perfekt an deine Maße anpassen und bist dabei ganz frei in der Stoffwahl. Jeansstoff ist allerdings nicht immer einfach zu verarbeiten. Daher habe ich heute auf meinem Nähblog Tipps und Tricks für dich parat, mit denen dir das Nähen von Jeans garantiert gelingt!
Jeans nähen hat viele Vorteile
Hast du erst einmal deinen perfekten Schnitt gefunden, kannst du dir deine Lieblingsjeans immer wieder selbst nähen und musst dich nicht darüber ärgern, dass es das Modell vielleicht irgendwann nicht mehr zu kaufen gibt. Je nach Wahl des Jeansstoffes kannst du dabei mit einem perfekt sitzenden und an deine Maße angepassten Schnitt ganz viele unterschiedliche Hosen nähen. Dabei kannst du allein durch die Variation von Taschen, Farbe, Nähgarn, Ösen etc. völlig unterschiedliche Modelle zaubern, ohne dass dies die Passform beeinträchtigen würde. Von der Mode bist du völlig unabhängig. Probleme wie die Suche nach einer schönen Jeans mit weitem Bein, wenn die Röhre gerade hipp ist, gehören damit der Vergangenheit an.
Tipps & Tricks zum Nähen mit Jeansstoff
Jeansstoff ist häufig sehr dick, daraus können sich beim Nähen Schwierigkeiten ergeben, die sich mit ein paar kleinen Tricks jedoch vermeiden lassen. Worauf du beim Jeans nähen achten solltest, habe ich dir daher in einer kleinen Checkliste zusammengestellt:
1. Jeansstoff vorwaschen
Jeans ist Webware, die vollständig oder zum großen Anteil aus Baumwolle besteht. Beim Waschen kann der Stoff daher einlaufen, du solltest Jeans daher immer vorwaschen, bevor du den Stoff verarbeitest. Da Jeansstoff abfärben kann, wäscht du den Stoff am besten separat vor.
2. Jeansnadeln verwenden
Gerade dünnerer Jeansstoff lässt sich natürlich auch mit der Universalnadel (je nach Stoffdicke in Stärke 90 oder 100) vernähen, du tust dir und deiner Nähmaschine aber einen Gefallen, wenn du für das Nähen von Jeans auf jeden Fall eine Jeansnadel verwendest. Spätestens, wenn drei bis vier Lagen Stoff aufeinandertreffen, kann das Nähen sonst zu einer echten Quälerei werden.
3. Nähgarn in der richtigen Qualität wählen
Das A und O beim Nähen ist das richtige Nähgarn. Viele Nähmaschinen streiken beim Nähen mit Garn in minderer Qualität. Willst du mit anspruchsvolleren oder einfach nur dickeren Stoffen wie Jeans nähen, kommt es noch mehr auf hochwertiges Garn an. Universalgarn eignet sich hierfür gut. Geht es darum, die Nähte schön abzusteppen, eignet sich hierfür am besten spezielles Jeansgarn*, das farblich optimal auf Jeansstoff abgestimmt und dicker als normales Universalgarn ist. Alternativ kannst du auch Extra Starkes Garn* verwenden. Aber Achtung: In der Unterfadenspule verwendest du am besten normales Universalgarn. Meine Nähmaschine jedenfalls mag dickes Garn in der Unterfadenspule definitiv nicht leiden.
4. Nesselteil nähen
Ich persönlich habe vor dem Nähen von Hosen generell ein bisschen Bammel. Hosen sind diejenigen Nähprojekte, bei denen an Bund, Hintern und Vorderteil, in der Länge etc. die meisten Änderungen notwendig sind. Ich denke, das geht vielen Frauen und sicherlich auch Männern so, wir sind eben einfach nicht alle gleich – und das ist gut so.
Der große Vorteil beim Nähen ist ja einfach auch, dass man die Kleidung genau an sich selbst anpassen kann. Bei Hosen nähe ich daher grundsätzlich ein Nesselteil, also ein Probe-Kleidungsstück aus einem preiswerten Nesselstoff, dass ich so ändere, wie es für die Passform notwendig ist. Es lohnt sich hierbei, sich ein wenig mit Schnittanpassung auseinanderzusetzen. Gut erklärt sind die Basics beispielsweise in „Die große Burda Nähschule“* – für mich die absolute Nähbibel, von der ich euch bestimmt noch ganz oft vorschwärmen werde.
Mein Tipp: Ich hefte mir Nesseteile bei Schnitten, die ich immer wieder nähe, zusammen mit dem Schnittmuster ab. So kann ich immer wieder überprüfen, ob mit der Zeit Änderungen notwendig sind und diese probeweise hier vornehmen. Auch wenn mir beim Tragen etwas auffällt, kann ich Änderungen zuerst am Nesselteil vornehmen und sie dann direkt auf den Schnitt übertragen.
5. Mit leichten Stoffen beginnen
Wenn man noch nie Jeans genäht hat, eignen sich leichte Jeansstoffe, die nicht so dick wie klassische Jeans sind, aber dennoch einen typischen Jeanslook kreieren. Je nachdem, wie leistungsstark auch die eigene Nähmaschine ist, könnt ihr euch dann nach und nach an dickere Jeans heranarbeiten.
6. Slow Sewing: Schritt für Schritt durchs Jeansprojekt
Viele haben bei Jeans Angst vor den Extras, wie dem Absteppen der Nähte, den Taschen, dem Reißverschluss etc. Dabei sind Jeans nicht aufwendiger als manch andere Nähprojekte, es kommt einfach darauf an, sich Schritt für Schritt durch die Anleitungen zu arbeiten. Bei Arbeitsschritten, die du noch nie gemacht hast, schaust du dir bei Bedarf einfach zusätzliche Tutorials an und landest am Ende doch schneller als gedacht bei der fertigen Jeans.
7. Zwingend versäubern
Jeansstoff franst wahnsinnig schnell aus. Daher sollte wirklich jedes Teil gut versäubert werden. Ich hab schonmal verpasst, bei einem Bund die innen liegenden Nähte zu versäubern, daraufhin ist mir der ganze Bund mit der Zeit geradezu auseinander gefallen. Ich persönlich habe mir angewöhnt, die einzelnen Schnittteile einfach vor dem Nähen mit der Overlock zu versäubern, es sei denn, es handelt sich um Nähte, die gemeinsam versäubert werden, dann nähe ich natürlich erst und versäubere dann. Wenn ihr keine Overlock habt, könnt ihr natürlich auch einen Zickzackstich nutzen. Dabei wird die versäuberte Naht besonders sauber, wenn ihr den überschüssigen Stoff ganz sorgfältig genau neben der Zickzacknaht abschneidet.
8. Bügeln und Nähte steppen
Bei Webware, besonders aber bei dickeren Stoffen wie Jeans, lohnt es sich wirklich, die Nähte gut auszubügeln. Damit werden sie einfach viel schöner und sauberer. Bei Jeans werden die Nähte meistens zusätzlich gesteppt, sodass sie sich noch besser legen. Wie oben schon geschrieben, eignet sich dabei für den Oberfaden ein extra starkes Garn (sportlich wirkt es in einer Kontrastfarbe) oder ein Jeansgarn. Als unterfaden nutzt du lieber ein Allzweckgarn.
9. Viel tragen und genießen
Nun dürfte beim Nähen deiner Lieblingsjeans eigentlich nichts mehr schief gehen und du darfst sie mit Stolz tragen! Ob Jeansstoff nachhaltig ist oder nicht, kommt einerseits auf die Produktionsbedingungen an, andererseits aber auch auf die Tragezeit. Je mehr und je länger du deine selbst genähte Jeans trägst, umso mehr lohnt sich demnach nicht nur für dich selbst das Nähen, sondern auch für die Umwelt.
Habt ihr noch mehr Tipps zum Nähen von Jeans auf Lager? Ich freue mich über jede Anregung!
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