Du möchtest ein Ärmel-Schnittmuster selbst erstellen? Ich zeige dir auf meinem Nähblog, wie du den Grundschnitt für Ärmel selbst konstruieren kannst. Damit kannst du ein Schnittmuster für ein ärmelloses Oberteil um Ärmel ergänzen oder deine Kleidung nachträglich mit Ärmeln ausstatten.
Ärmel nachträglich nähen
Hast du auch „Schrankleichen?“ Bei mir hing geschlagene fünf Jahre ein Kleid im Schrank, das ich nur einmal auf einer Hochzeit getragen habe, danach aber nie wieder an hatte. Da das Kleid einen tiefen Ausschnitt und zugleich freie Arme hat, war es mir für den Alltag immer zu freizügig. Also habe ich mich entschlossen, ihm Ärmel zu verpassen und es so in ein alltagsfähigeres Modell zu verwandeln.
Um passgenaue Ärmel für das Kleid anfertigen zu können, musste erst einmal ein passendes Schnittmuster her. Ich habe daher ein einfaches Ärmel Schnittmuster erstellt. Es handelt sich dabei um einen absoluten Grundschnitt. Wie ich dabei vorgegangen bin, erkläre ich dir Schritt für Schritt.
Um ein Ärmel Schnittmuster zu konstruieren, benötigst du:
- Schnittmusterpapier (oder anderes Papier in der entsprechenden Größe, Papierrollen gibt es auch im Papierwarenladen oder bei Ikea)
Besonders groß und damit auch gut für andere Schnittmuster-Projekte geeignet, ist das Schnittmusterpapier von Glitzerpüppi* - Maßband*
- Bleistift und Lineal
- Kurvenlineal*
- Winkel (auch ein Dreieckslineal mit Winkel o. Ä. ist geeignet)
Ärmel Schnittmuster erstellen – Schritt für Schritt erklärt
1. Maße des Ärmels und des Armausschnitts bestimmen
Um ein Schnittmuster für Ärmel erstellen zu können, benötigst du zunächst folgende Maße:
- Ärmellänge
- Ärmeltiefe
- Länge des vorderen Armausschnitts
- Länge des hinteren Armausschnitts
Die Armlänge misst du von der Armkugel (oben) an über den leicht angewinkelten Ellbogen (äußere Kante) bis hin zum Handgelenk, genauer gesagt bis zur Handwurzel und dem Beginn der Handwurzelknochen.
Wie du diese Maße von einem fertigen Kleidungsstück abnehmen kannst, habe ich dir im folgenden Video erklärt.
Hast du ein Schnittmuster für ein ärmelloses Oberteil, misst du die Tiefe des Armausschnitts, indem du die oberen Kanten (also den äußeren Punkt der Schulterlinie) miteinander verbindest. Von der Mitte dieser Verbindungslinie misst du bis zum tiefsten Punkt des Armausschnitts. Dies ist deine Armtiefe.
Für die vordere und hintere Länge des Armausschnitts misst du auch hier mit einem Maßband von der Schulter über die Seite bis zum untersten Punkt (wie es auch im Video beschrieben ist).
1. Schnittmuster für den Ärmel konstuieren
Länge des Ärmels zeichnen
Hast du die Länge ermittelt, kannst du nun mit dem Konstruieren des Schnittmusters beginnen. Zunächst zeichnest du oben auf dein Schnittmusterpapier mittig einen Punkt ein, den du mit A kennzeichnest. Von hier aus ziehst du eine senkrechte Linie, die so lang ist wie deine gemessene Ärmellänge. In meinem Fall sind dies 58 cm. Nach 58 cm habe ich die Ärmellänge also mit B markiert.
Armkugel konstruieren
Vor Punkt A aus gemessen, markierst du auf dieser Senkrechten außerdem Punkt C. Die Strecke von A bis C entspricht vier Fünfteln des Armausschnitts.
Du rechnest also:
Tiefe des Armausschnitts x 4 : 5 = C
bei mir zum Beispiel erfolgte diese Rechnung mit einer Tiefe des Armausschnitts von 21 cm:
21 x 4 : 5 = 16,8
Ich habe also von A aus 16,8 cm auf der bereits gezeichneten Linie abgemessen und hier den Punkt C markiert.
Nun bestimmst du, wie im Bild zu sehen, Punkt D und E und damit die Breite, die eure Armkugel erhält.
Um die Strecke von C nach D zu ermitteln, benötigst du drei Viertel der Länge des vorderen Armausschnitts (AV).
Du rechnest also:
AV x 3 : 4 = CD
Die Länge des vorderen Armausschnitts beträgt bei mir 23 cm, daher habe ich die Strecke CD so ermittelt:
23 x 3 : 4 = 17,5
Ebenso ermittelst du Punkt E mit der Länge deines hinteren Armausschnitts (AH):
AH x 3 : 4 = CD
In meinem Fall beträgt die Länge des hinteren Armausschnitts AH 25 cm, daher sieht meine Rechnung so aus:
25 x 3 : 4 = CE
Die Punkte D und E verbindest du nun mit einer Querlinie zueinander.
Nun bestimmst du Punkt F und zeichnest ihn ein, wie im folgenden Bild beschrieben:
F liegt genau in der Mitte zwischen A und C, beträgt in meinem Fall also 8,4 cm (die Hälfte von 16,8 cm).
Außerdem verbindest du die Punkte A und D sowie A und E.
Von F aus zeichnest du im nächsten Schritt im Winkel von 45° eine Gerade ein, die bis zur Schräglinie von A bis E geht.
Wie du im folgenden Bild siehst, gehst du auf der anderen Seite ebenso vor. Diese Geraden erhalten die Kennzeichnung G und G1.
Zeichne nun außerdem eine Gerade im 45°-Winkel von C aus gesehen ein, sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite des Ärmels. Ich habe die Geraden mit H und H1 gekennzeichnet.
Jetzt hast du es fast geschafft. Es fehlt nur noch Punkt J, genau auf der Hälfte der Strecke zwischen E und H. Auf der Gegenseite geht ihr ebenso vor und kennzeichnet hier J1.
Da eure Armkugel ja kein Dreieck, sondern organisch Kurven bildet, braucht ihr nun für diese noch die entsprechenden Kennzeichnungen. Diese bestimmt ihr von den Punkten G, G1, H, H1, J und J1 aus. Die Linie G zeichnet ihr 2 cm über die Strecke AE hinaus. Bei G1 beträgt dieses Maß 1,8 cm.
Die Strecke H ragt über die Strecke AE 1,5 cm hinaus, bei H1 ist es 1 cm. Mit J und J1 gehst du anders vor. Auf der Hälfte zwischen J und E zeichnest du 0,5 cm UNTERHALB der Strecke AE eine Markierung ein. Auf der Gegenseite sind es 0,8 cm. Diese Maße habe ich dem Buch „Schnittkonstruktion in der Mode. Grundschnitte“ von Teresa Gilewska entnommen.
Nun kannst du deine Armkugel entsprechend dieser Maße mit einem Kurvenlineal zeichnen.
Nun fehlt dir am unteren Ende deines Ärmels nur noch die Ärmelweite, die du am Handgelenk abmisst. Beachte dabei für das Schnittmuster, dass du in den Ärmel hineinkommen musst und er daher weit genug sein sollte. Meinen Ärmel habe ich aus Viskosejersey genäht, daher konnte er recht schmal ausfallen (ca. 2 cm weiter als meine Handgelenksweite). Hast du diese Strecke eingezeichnet, kannst du deine Punkte D und E damit verbinden und fertig ist dein Ärmel-Schnittmuster.
Meine fertigen Ärmel sind gelungen und mein Kleid hat aus demselben Stoff noch einen passenden Bindegürtel erhalten.
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Glückwunsch! Das Kleid hat durch Ärmel und Gürtel wirklich gewonnen. Ich werde das auf jeden Fall ausprobieren. Danke für die Inspiration und das geteilte Wissen.
Liebe Grüße
Karin
Liebe Karin, vielen Dank! Es freut mich sehr, dass dir die Änderungen gefallen und natürlich auch, wenn auch andere davon profitieren 🙂
Liebe Grüße,
Sabrina
Vielen Dank für die ausführliche und gut verständliche Anleitung!
Gern! Ich freue mich sehr, wenn sie dir weitergeholfen hat!
super ! so konnte ich die unschön fallenden
Ärmel meiner Lieblingsbluse ändern ! Danke !
Dankeschön! Tolle Anleitung! So hat das Kommunionkleid meiner Tochter Spitzenärmel bekommen. hat prima funktioniert!
Wie schön!! Das freut mich sehr! 🙂