Häufige Nähfehler und wie du sie vermeiden kannst

Hand aufs Herz: Jeder hat mal klein angefangen und selbst, wenn man im Nachhinein nur über sich den Kopf schütteln kann, hat doch fast jeder als Nähanfänger den ein oder anderen Nähfehler begangen. Ich stelle euch daher auf meinem Nähblog die häufigsten Fehler vor und erkläre euch, wie ihr sie vermeiden könnt.

1. Achtung bei der Stoffauswahl

Fehler kann man schon vor dem Nähen machen – und zwar bei der Stoffauswahl. Näht ihr nach Schnittmuster, lest auch daher unbedingt vor dem Nähen die Empfehlungen durch. Zu jedem Schnittmuster ist angegeben, für welchen Stoff es sich eignet und ob ihr am besten Webware oder elastische Stoffe verwendet. Doch nicht nur die Frage ob elastisch oder nicht entscheidet über die Wahl des Stoffes – auch die individuellen Eigenschaften sind je nach Nähprojekt wichtig. Fragen, die ihr euch vor der Suche nach dem richtigen Stoff außerdem stellen solltet, sind zum Beispiel:

  • Braucht der Stoff für mein Nähprojekt Stand? (z. B. für Kleider mit Stand)
  • Wünsche ich mir einen fließenden Stoff? (z. B. für weich fließende Blusen oder Kleider)
  • Soll es ein fester oder eher ein leichter Stoff sein?
  • Darf der Stoff etwas Transparenz haben?
  • Soll der Stoff Belastungen standhalten?

Die Antworten auf diese Fragen braucht ihr übrigens gar nicht selbst wissen. Seid ihr unsicher, nehmt ihr euer Schnittmuster oder eine Beschreibung eures Nähprojekts einfach mit in euer Stoffgeschäft und bittet dort das Fachpersonal um Rat.

2. Quantität vor Qualität

Beim Stoff gilt ebenso wie beim Garn: Achtet auf die passende Qualität. Nichts ist ärgerlicher, als wenn eure selbstgenähten Schätze schon nach kurzer Zeit nicht mehr tragbar sind, weil die Qualität des Stoffes einfach nicht gestimmt hat. Es kommt natürlich darauf an, was für ein Mode- und Nähtyp ihr seid, was ihr näht und wofür ihr näht. Für mich selbst hat sich die Kombination: erprobter Schnitt + guter Stoff bewährt. Bei aufwendigeren Nähprojekten nähe ich gern ein Probestück, das ich dann genau an meine Maße anpasse. Das nähe ich dann mit dem passenden Stoff gern mehrfach. So gelangt ihr zu hochwertiger Kleidung im Kleiderschrank, an der ihr lange Freude habt, die aber trotzdem nicht überteuert sein muss.

Auf keinen Fall sparen solltet ihr beim Garn! Billiges Garn reißt schnell und ihr werdet beim Nähen keine Freude haben. Gutes Garn dagegen lässt sich leicht verarbeitet und sorgt dafür, dass ihr auch beim Tragen auf die Nähte verlassen könnt.

3. Aufs Vorwaschen verzichten

Bestimmt habt ihr schon gehört, dass ihr Stoffe unbedingt vorwaschen solltet. Doch wer hat nicht schon einmal einen schönen Stoff aus der Stoffkiste geholt und wollte unbedingt sofort mit dem Nähen anfangen? Auch wenn es in den Nähfingern kribbelt, verzichtet dennoch nicht auf das Vorwaschen, denn schlimmstenfalls läuft euer Stoff sonst beim ersten Waschen ein und ihr habt umsonst genäht. Doch auch bei Stoffen, die nicht beim Waschen einlaufen, solltet ihr nicht auf das Vorwaschen verzichten, denn dabei werden mögliche Schadstoffe aus den Stoffen entfernt.

4. Mein liebster Nähfehler: Einfach drauflos nähen

Hui, den Fehler habe ich oft gemacht! Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Und es gibt so tolle Clips, mit denen sich die Stoffe fix zusammenheften lassen, dass ich häufig schnell drauflos genäht habe. In dieser Zeit ist mein Nahttrenner zum besten Freund geworden und ich hätte mir viel Arbeit sparen können, wenn ich mir von vornherein mehr Zeit gelassen hätte. Seitdem ist meine Devise: langsam und entspannt nähen, lieber heften und probieren und das Nähen zu einem meditativen Prozess machen. Damit spart man sich viel Frust. Natürlich müsst ihr nicht jede Naht vor dem Nähen heften, aber gerade bei schwierigeren Projekten kann sich das durchaus lohnen. Das Zusammennähen selbst geht nach dem Heften dafür umso schneller, denn ihr spart euch das Entfernen von Clips oder Stecknadeln und wisst, dass euer Nähprojekt so auch wirklich funktioniert.

5. Auf das Bügeln verzichten

Ich will an dieser Stelle gar nicht viele Erklärungen loswerden. Jeder, der mit dem Nähen anfängt, hört irgendwann den Satz: „Gut gebügelt ist halb genäht!“ Nur, wenn ihr wirklich jede Naht bügelt, werdet ihr am Ende ein zufriedenstellendes Nähprojekt in der Hand halten.

Mein Tipp: Macht euch das Bügeln so bequem wie möglich. Besorgt euch ein Mini-Bügeleisen*, baut eure Bügelstation schon vor dem Nähen auf, haltet das Bügeleisen ganz in der Nähe eurer Nähmaschine bereit, hört spannende Hörbücher oder eure Lieblingsmusik beim Bügeln und schon wird es euch bald als ganz normaler Teil des Nähprozesses vorkommen.

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6. Den Körper nicht in 3D betrachten

Ja, ja, jeder, der schon länger näht, bekommt jetzt bestimmt einen Lachanfall, aber ich habe am Anfang wirklich nicht daran gedacht, dass der Körper 3D-Form hat und mich öfter gewundert, warum bei Shirts die Nähte nicht aufeinanderpassen, wenn man Vorder- und Rückteil aufeinanderlegt. Also, denkt beim Nähen immer daran, dass die Seitennähte aneinanderpassen müssen. Dabei müssen die einzelnen Schnittteile nicht eins zu eins aufeinanderpassen. Das Vorderteil kann also beispielsweise weiter als das Rückenteil ausfallen.

7. Auf das Versäubern verzichten

Nähte versäubern kostet Zeit, aber es lässt das Nähprojekt nicht nur professioneller wirken, sondern ist einfach notwendig, damit Stoffe nicht ausfransen. Dies gilt vor allem bei Webware. Jersey franst nicht aus und auch Softshell, Fleece, Wachstuch und Sweat müssen nicht versäubert werden.

8. Erst nähen, dann lernen

Auch als Nähanfänger darf man sich nach und nach an schwierigere Projekte trauen. Allerdings lohnt es sich, dabei schrittweise vorzugehen. Wer zum Beispiel seine erste Hose mit Reißverschluss näht, sollte sich vorher erst einmal damit auseinandersetzen, wie Reißverschlüsse eingenäht werden. Klingt logisch? Ist es nicht immer. Manchmal stößt man mitten im Nähprozess auf neue Herausforderungen und hat schon das halbe Projekt fertigt, bevor man versteht, was man da eigentlich tut. Ab und zu macht das aber auch den Spaß am Lernen aus, finde ich.

9. Nur nach neuen Schnitten nähen

Ich liebe Nähzeitschriften! Am liebsten würde ich mich ständig auf ganz neue Nähprojekten stürzen, ich habe aber festgestellt, dass es sich viel mehr bewährt, wenn man ein Schnittmuster, das man bereits erfolgreich genäht hat, öfter verwendet. Die Projekte gehen einfach schneller von der Hand und man hat viel Spielraum, indem man einfach andere Stoffe verwendet. Die Fehler reduzieren sich und die meisten Schnittmuster geben Gestaltungsspielraum, sei es bei der Gestaltung des Ausschnitts oder Ähnlichem.

Welcher Nähtyp seid ihr? Näht ihr gern Bewährtes oder stürzt ihr euch mutig von einer neuen Herausforderung in die nächste?

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