Viskose nähen leicht gemacht

Um Viskose kommt man beim Nähen nicht drum herum. Der leichte, luftige Stoff ist ideal für die warme Jahreszeit und kommt in den schönsten Farben und Mustern daher. Was ihr beim Nähen mit Viskose beachten müsst, verrate ich euch auf meinem Nähblog.

Viskose nähen

Was ist Viskose?

Viskose wird mitunter fälschlicherweise als Naturfaser angesehen. Tatsächlich wird Viskose aus Zellulose und damit aus pflanzlichen Bestandteilen gewonnen. Den Rohstoff hierfür liefern Eukalyptusbäume, Pinien, Bambus oder Buchenholz1. Damit aus dem Holz die Zellulosefasern gewonnen werden können, ist allerdings ein aufwendiger Prozess notwendig, der den Einsatz verschiedener chemischer Stoffe erfordert. Deshalb gilt Viskose nicht als Naturfaser, sondern als Chemiefaser aus natürlichen Polymeren. Ob der Stoff nachhaltig ist oder nicht, wird daher häufig diskutiert.

Dies spricht für Viskose als nachhaltigen Stoff:

  • Viskose besteht aus nachwachsenden Rohstoffen.
  • Sie ist vollständig wieder abbaubar.
  • Im Fall von Lenpur-Viskose wird ausschließlich Zellulose verwendet, die beim Rückschnitt von Bäumen gewonnen wird. Somit werden hierfür keine Bäume gefällt.
  • Im Gegensatz zu reinen Chemiefasern wie Polyester kommt Viskose ohne Erdöl aus.

Dies spricht gegen die Nachhaltigkeit von Viskose:

  • Für die Herstellung von Viskose werden Chemikalien wie Schwefelkohlenstoff eingesetzt, die Wasser und Luft verschmutzen können.
  • Das Herstellungsverfahren verbraucht viel Energie.
  • Viskose wird vielfach in der Fast-Fashion-Produktion eingesetzt, was sich nachteilig auf die Produktionsbedingungen auswirkt.

Ob das Nähen von Viskose nachhaltig ist oder nicht, hängt im Großen und Ganzen von verschiedenen Punkten ab. Es lohnt sich definitiv, auf Lenpur-Viskose oder aber auch auf Lyocell als Alternative zurückzugreifen. Doch was macht Viskose eigentlich zu einem derart beliebten Stoff?

Viskose – Eigenschaften und Nähtipps

Viskose ist besonders leicht und weich. Auf der Haut fühlt er sich angenehm an und hat die Fähigkeit, viel Feuchtigkeit aufzunehmen (11 bis 14 % bei Normalklima). Viskose kann bis zu 120 % Wasser speichern und ist somit saugfähiger als Baumwolle. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Viskose, auch als „Kunstseide“ bezeichnet, als leichter Sommerstoff für Blusen, Kleider und Tops nicht mehr aus der Modewelt wegzudenken.

Den Stoff richtig vorbereiten

Für die Verarbeitung gilt vieles, was auch bei anderer Webware zu beachten ist. So solltet ihr Viskose vor der Verarbeitung immer Waschen. Hierfür eignet sich das Feinwäsche-Programm und eine Temperatur von 30 °C. Da Viskose recht viel einlaufen kann, plant ihr euren Stoffbedarf außerdem am besten großzügig.

Beim Zuschneiden kann es manchmal etwas schwierig werden, das Viskose extrem rutschig sein kann, aber beim Aufstecken des Schnittteils auch schnell kaputt gehen kann. Ich nutze daher viele Nähgewichte und stecke den Stoff am Tisch mit Clips fest, sofern dies möglich ist. Alternativ könnt ihr sehr spitze, intakte Stecknadeln verwenden.

Schwierig wird es, wenn ihr Viskose im Stoffbruch zuschneiden möchtet. Da die Unterseite schnell wegrutscht, ist es einfacher, hier einfach das ganze Schnittteil aufzulegen und zuzuschneiden (nicht im Bruch).

Schnittteile mit Einlage verstärkt ihr am besten vor dem Zuschneiden. So macht ihr euch nicht nur das Zuschneiden, sondern auch das Aufbügeln selbst leichter.

Viskose nähen

Was sich schon beim Zuschneiden abzeichnet, nämlich dass Viskose gern rutscht, macht das Nähen zumindest am Anfang etwas schwierig. Beachtet ihr Grundlegendes, ist es aber gar nicht mehr schwer, aus Viskose im Handumdrehen schöne Teile zu zaubern.

Zunächst einmal ist es wichtig, für die feine Kunststoffe auch feine Nadeln mit einer Stärke von 60 bis maximal 80 zu nutzen. Am Nahtanfang wird der Stoff schnell „eingezogen“, weshalb ihr am besten einen Zentimeter weiter hinten anfangt zu nähen. Ober- und Unterfaden könnt ihr dabei etwas festhalten, und den Stoff so mit fixieren.

Statt die Nähte zu versäubern, könnt ihr bei Viskose auch auf eine französische Naht zurückgreifen. Dafür näht ihr die Schnittteile zunächst statt links auf links rechts auf rechts aufeinander. Die Nahtzugaben schneidet ihr auf und 0,5 cm zurück und bügelt sie auseinander. Nun dreht ihr den Stoff auf links und näht die Seitennähte noch einmal von links, also so, dass die Schnittteile links auf links aufeinanderliegen. Die genähte Naht fasst ihr dabei mit ein.

Habt ihr noch zusätzliche Tipps und Tricks zum Nähen mit Viskose parat?

1Eberle, H. et al.: Fachwissen Bekleidung. Haan-Gruiten9 2007, S. 29.

Schreibe einen Kommentar